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32 Jahre entwicklungspolitische Arbeit

 

Treffen mit Sixto Pereira, Senator und Vorsitzender von „Tekojojá“
von Hermann Schmitz † 30.03.2019
02.10.10     A+ | a-
Vom Campesinoführer zum Senator und stellv. Senatspräsidenten hat er ganze Zwischenstationen übersprungen, wie er sagt. Er wundert sich selber darüber.

Er hatte immer feste Überzeugungen, die er sich nie „abkaufen“ ließ, auch jetzt nicht. Dieser Festigkeit und Treue verdanke er seine Ausdauer, die Zustimmung und den Respekt der vielen Menschen, auch zunehmend der gegnerischen Parteien und auch der oberen Klasse. Er ist offen allen gegenüber, die aber gleichwohl die Geradlinigkeit und das Beharren auf seinen Überzeugungen spüren, seine Unbestechlichkeit.
„Was hat man mir nicht alles schon angeboten, ich könnte Häuser, Land und Geld satt haben, man versucht es aber immer weniger.“

Die Leute in den Kolonien, wo er als Sozialreferent der kath. Kirche, dann frei als Campesinoführer arbeitete, sind seine Verbündeten, „die kennen mich auch am besten“, achten und schätzen ihn weiter, und das einhellige Urteil ist:
Sixto ist immer Sixto geblieben. Hoffentlich!
Er ist zwar Vorsitzender einer (inzwischen) Partei „Tekojojá“, bewahrt sich aber auch da seine Unabhängigkeit, Überzeugungen und Ideale stehen über Parteirichtlinien.
Dem Präsidenten gegenüber ist er erstaunlich souverän und kritisch, er mahnt und fordert ihn. Seine Solidarität ist eine kritische Solidarität.
Lugo sucht regelmäßig seine Nähe, gestern habe er nach drei Stunden mit dem Präsidenten diskutiert, der spüre wohl seine Stärke und dass er keine Vasallentreue an den Tag lege, sondern frei sei.

Ehemaliger Campesino nimmt ehemaligem Bischof „die Beichte ab“

„Lugo me confesa“, Lugo „beichtet“ mir, so Sixto, seien es politische Sorgen oder private Probleme. Er bekenne Fehler und lasse sich auf Zieldiskussionen ein,
Sixto mahnt öfters Korrekturen an oder das Vorantreiben von politischen Projekten.
Er wohnt einfach, wo er immer wohnte, ist müde, muss Pause machen, müsste zum Arzt, will ausspannen, mal 14 Tage Cuba nicht nur politisch -  ohne Mail und Telefon, Ada drängt auch.

Sie möchte ihr Land endlich besser kennen lernen, wir verabreden für den 2. und 3. Oktober einen Ausflug (ausdrücklich mit „Picknick a la Alemania“ gewünscht, „so wie damals in Kempen mit Ute“), von Sa auf So mit Oscar Mongelós zum See Ypoa. Abgemacht! Wird natürlich nix draus!
Der Senator isst Corvina, einen Fisch, ohne die Karte zu konsultieren. Ich zahle, da ich eingeladen habe, 380000 Guaraníes.. Aua! War keine Absicht
Ich muss bei Ada Geld leihen ....

Der Senator trinkt s(m)einen Wein ....








.....ich darf mit den Fischresten kämpfen

Es bleibt das erstaunliche Phänomen, dass aus einer regional begrenzten und von wenigen Leuten getragenen Bewegung eine Dynamik und ein Druck  entstanden sind, die letztlich eine alte Machtelite, verkörpert in der Coloradopartei Paraguays, in demokratischen Wahlen abgelöst hat.
So unscheinbar, so unspektakulär hat sich wohl in keinem anderen Land Südamerikas der demokratische Wandel vollzogen.
„Die Zone Juan de Mena, später dann, nach erfolgreichem Kampf um Land, insbesondere die neue Kolonie Regina Marecos, waren das ´Laboratorium´ für diesen Wandel. Hier wurden die basisdemokratischen Lebensformen erprobt, die Strategien entworfen, auf deren Grundlage in den Wahlen vom April 2008 der politische Wandel möglich wurde“, fasst Sixto zusammen.Man mag es fast nicht glauben.
In der Tat waren es erstaunlich wenige Männer und Frauen, deren Entschlossenheit, Kreativität und natürlich auch taktische Fähigkeiten zu dieser nicht für möglich gehaltenen Veränderung der politischen Landschaft Paraguays geführt haben. Der Bischof aus San Pedro war dabei der (längst schon) „ausgeguckte“ Träger dieser Bewegung, am Ende konsequenter- und idealerweise auch der Präsidentschaftskandidat.
Auch diese Herausforderung, aus einem Bischof einen Präsidenten zu machen, wurde gemeistert. Und schließlich, ebenso einmalig in Südamerikas Geschichte: Der Bischof hatte sogar seine eigene, die mächtige katholische Kirche besiegt.
Jetzt muss er auf die kleineren Siege hinarbeiten, die in der  politischen Landschaft Paraguays, so wie sie zur Zeit verfasst ist, nur mühsam zu erringen sind.
„Sí, se puede! El cambio es posible!“  -  Es geht, der Wandel ist möglich!  -  so lautete die beschwörende Formel im Wahlkampf.  Doch ähnlich wie das übermächtige Nordamerika einen oft ohnmächtigen Präsidenten Obama erlebt, so hat auch das kleine Paraguay inzwischen einen arg gerupften Siegesadler an seiner Spitze....
Der „große Wurf“ ist ausgeblieben, es geht nur noch um die kleinen Fortschritte, die unspektakulär sind und schlecht verkäuflich.
Lugo muss sich aber auch mehr als erwartet selber besiegen:
Zu viele politische Fehler, zu viel persönliches Versagen, zu viel verwirrende Rhetorik  -  er kann noch so manches verbessern in den zwei Jahren, die ihm bleiben.

Es ist zu hoffen, dass aus dem frühen „Compañero de Lucha“ Sixto, dem verlässlichen Kampfgefährten, ein ebenso zuverlässiger kritischer Ratgeber geworden ist.

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